Termin:
29. Juni - 4. Juli 2025
Ort:
Gut Zernikow bei Rheinsberg im Ruppiner Land.
Interesse?
Bitte schreiben Sie an Dorothee.Nolte@tagesspiegel.de
Was bewegt Sie, was möchten Sie festhalten? Gut Zernikow im Ruppiner Land ist ein wunderschöner Ort, um zur Ruhe und zum Schreiben zu kommen. Ob es das eigene Leben ist, das Sie erforschen und dokumentieren möchten, oder das eines Familienangehörigen oder anderen Menschen: Immer geht es darum, Erlebtes, Erträumtes oder auch Versäumtes in Text zu verwandeln und für sich selbst begreifbar, für andere nachvollziehbar zu machen.
Vom 29. Juni bis 4. Juli 2025 bietet Autorin und Schreibdozentin Dorothee Nolte hier ein sechstägiges Seminar „(Auto)biografisches Schreiben“ an: Maximal zwölf Teilnehmende können auf dem Gutsgelände wohnen und ihren Schreibprojekten nachgehen. In den Seminarrunden tauschen wir uns über Grundfragen des (auto)biografischen Schreibens aus. Übungen aus dem Kreativen Schreiben und Beispiele aus (auto)biografischen Texten helfen dabei, in den Fluss zu kommen und Ideen für ein eigenes Projekt zu gewinnen, Einzelgespräche mit der Dozentin ermöglichen auf Wunsch Vertiefung und wertschätzendes Feedback.
Schreiben ist in Zernikow überall möglich: in der Bibliothek oder im Salon des Inspektorenhauses, auf dem weitläufigen Gutsgelände oder in den eigenen Unterkünften. Zwischendurch bleibt Zeit, um individuell oder mit der Gruppe die Gegend zu erkunden: entlang der Maulbeerallee spazieren zu gehen, im Roofensee zu baden, zum Stechlinsee zu radeln, durch den Schlosspark von Rheinsberg zu wandeln.
Anregungen zum Schreiben bietet auch das Essen: Darum kümmert sich eßkultur-Chefin Birgitt Claus, die für die Gruppe kocht, immer frisch und saisonal, auf Wunsch vegetarisch oder vegan. Bei gemeinsamen Abendessen unter dem Kastanienbaum im Gutshof oder im Salon des Inspektorenhauses philosophieren wir bei Wein und Wasser über alles, was die Welt und uns selbst zusammenhält.
Übrigens: Im idyllischen Ruppiner Land fanden schon viele Autorinnen und Autoren Inspiration: von Achim und Clara von Arnim über Fontane, Tucholsky und die Strittmatters bis hin zu Lola Landau und Armin T. Wegner. Wer ihren Spuren folgen möchte, hat dazu Gelegenheit.
Tag 1: Kennenlernen
Wir treffen uns mittags auf dem Gut, um die Zimmer zu beziehen und uns bei einem Kaffee kennenzulernen: Jan und Aurore Koch haben den ehemaligen Schafstall des Guts in die Crêperie Bric-à-brac verwandelt und bieten hier leckere Crêpes, Kuchen und Galettes an. Bei einem gemeinsamen Spaziergang entdecken wir das Gutsgelände und seine Geschichte: Hier ließ der Vertraute Friedrichs des Großen, Michael Fredersdorff, eine Maulbeerplantage und Alleen anlegen, hier verbrachte der Dichter Achim von Arnim seine Jugend. Zwei Ausstellungen im Gutshaus präsentieren die Geschichte des Seidenbaus in Preußen und die Jugend des Gatten Bettina von Arnims. Nach einer ersten Seminarrunde, bei der wir unsere Projekte vorstellen, genießen wir ein eßkultur-Abendessen, inspiriert von der nahezu original erhaltenen Gutsküche und bei warmem Wetter draußen unter dem Kastanienbaum.
Tag 2: Wurzeln erkunden: Herkunft, Kindheit, Jugend
Frühstück gibt’s im Inspektorenhaus: Birgitt Claus baut jeden Morgen ein Buffet auf, das man im „Wohnzimmer“, gleichzeitig Bibliothek, in der eigenen Wohnung oder auch draußen verspeisen kann. Die Seminarrunde heute widmet sich den Grundlagen (auto)biografischen Schreibens: Was will ich erzählen, was weglassen, wie finde ich eine Struktur und den für mich passenden Ton, wie gestalte ich meine Beobachtungen und Szenen so, dass sie für einen – kleinen oder auch größeren – Leserkreis interessant sind? Vor allem interessiert uns das Thema Kindheit und Jugend: Was hat uns (oder die Person, über die wir schreiben) geprägt, wie kommen wir verschütteten Erinnerungen auf die Spur?
Nach dem Seminar besteht die Möglichkeit, individuell zu schreiben oder zum nahe gelegenen Roofensee zu radeln und dort zu baden. Vor dem Abendessen bleibt Zeit fürs Schreiben, Dösen oder Einzelgespräche mit der Dozentin.
Tag 3: Szenen gestalten: Begegnungen und Wendepunkte
Die heutige Seminarrunde steht unter dem Motto „Begegnungen und Wendepunkte“: Welche Menschen haben uns beeinflusst, begeistert oder auch betrogen, welche Situationen, welche Zufälle und Entscheidungen haben unser Leben in andere Bahnen gelenkt? Wie führe ich in Texten auf diese Momente hin, erzeuge Spannung, gestalte Szenen mit Dialogen?
Nach dem Seminar besteht die Möglichkeit, individuell zu schreiben oder an einer geführten Radtour zum Domizil von Erwin und Eva Strittmatter im nahegelegenen Dollgow teilzunehmen. Dorothee Nolte bietet auch an diesem (Spät-)Nachmittag Einzelgespräche an, bevor wir uns beim Abendessen auf den morgigen Tag einstimmen.
Tag 4: Beobachtungen notieren: Schreiben und Reisen
Heute verlegen wir das Seminar nach Rheinsberg: In dem beschaulichen Örtchen am Grienericksee mit seinem traumhaft gelegenen Schloss sammeln wir Eindrücke, die wir anschließend schriftlich festhalten. Je nach individueller Vorliebe kann das im Schloss, im Tucholsky-Museum (Eintritte nicht inbegriffen) oder wandelnd im Park geschehen. Wir treffen uns zum Picknick und einer Seminarrunde im Park mit dem Thema: Wie schärfe ich meine Beobachtungsgabe, entdecke interessante Details, beschreibe Orte und Landschaften, ohne zu langweilen? Anschließend radeln bzw. fahren wir wieder nach Zernikow, wo wir das Abendessen einnehmen.
Tag 5: Sich trauen: Brüche, Verlust, Gefahr
Unsere Seminarrunde heute trägt das Thema „Brüche, Verlust, Gefahr“ und gibt Raum dafür, einschneidende, auch schmerzliche Erfahrungen in Schrift zu fassen. Anhand von Beispielen aus der (auto)biografischen Literatur sehen wir, wie verschiedene Autor:innen damit umgehen, und ziehen daraus Schlüsse für unser eigenes Projekt: Wie nähere ich mich schwierigen Themen, woran möchte ich mich (nicht) herantrauen, wie ehrlich will ich bzw. sollte meine erzählerische Stimme sein? Wie wichtig ist mir Authentizität, und was heißt das überhaupt?
Nach dem Seminar besteht die Möglichkeit, zum Stechlinsee zu radeln (oder fahren), dort zu baden und ein frühes Abendessen (nicht inbegriffen) einzunehmen. In Zernikow wartet dann ein besonderer Nachtisch auf uns. Wer Texte vorlesen möchte, die in Zernikow oder zuvor entstanden sind, hat dazu jetzt Gelegenheit.
Tag 6: Bilanz und Abschied
Die letzte Seminarrunde widmen wir dem Thema: Bilanz ziehen und Vorsätze formulieren. Was haben wir miteinander und voneinander gelernt, was nehmen wir mit? Wie schaffen wir bestmögliche Bedingungen, um zu Hause weiterzuarbeiten? Welche nächsten Schritte plane ich für mein Projekt? Nach dem Auschecken verabschieden wir uns voneinander bei Quiche und Salat im Bric-à-Brac. Danach lockt vielleicht noch einmal der Roofensee oder der Stechlin, vielleicht aber auch der heimische Schreibtisch zum Feilen und Weiterspinnen der Geschichten, die entstanden sind.
Wetterbedingte Änderungen im Ablauf vorbehalten
- Täglich (durchschnittlich) vier Stunden Seminar
- Einzelgespräche über das jeweilige Schreibprojekt
- - - Gelegenheit zu gemeinsamen Spaziergänge und Ausflügen (inbegriffen)
- Individuelle Freizeit zum Schreiben
- Vier eßkultur-Abendessen, frisch zubereitet und thematisch passend, auf Wunsch vegetarisch oder vegan
- Vier Mittagessen, darunter ein Picknick
- Fünf Frühstück
- Kaffee, Tee, Wasser und Wein tagsüber und abends inbegriffen
Die Zimmer und Ferienwohnungen auf dem Gut sind einfach, aber angenehm und liebevoll gestaltet. In einigen Ferienwohnungen muss das Bad geteilt werden. Es besteht die Möglichkeit, dass Partnerinnen oder Partner, die nicht am Seminar teilnehmen, lediglich Unterkunft und Verpflegung buchen.
Fahrräder können mitgebracht oder vor Ort geliehen werden.
Preis je nach Zimmerkategorie zwischen 950 und 1150 Euro.
Dorothee Nolte ist Journalistin und Autorin, sie hat zwei Kolumnenbände und fünf Biografien veröffentlicht (Wilhelm und Alexander von Humboldt, Fürst Pückler, Rahel Levin Varnhagen, Giacomo Puccini). Seit vielen Jahren gibt sie Seminare in „Storytelling“ und „Kreativem Schreiben“ und konzipiert literarische Reisen und Stadtspaziergänge. Zernikow ist ein Ort, der sie begeistert und immer wieder ihre Schreiblust weckt.
Birgitt Claus ist Expertin für die Kulturgeschichte des Essens. Als Gründerin und Chefin des Unternehmens eßkultur organisiert sie seit vielen Jahren kulinarisch-literarische Veranstaltungen und Reisen. Seitdem sie bei einer Fontane-Radtour Gut Zernikow entdeckte, ist sie dem Ort verbunden und hat dort u.a. Lesungen des gesamten Romans "Der Stechlin" mit Paul Sonderegger organisiert.
Mit der Bahn: Es dauert weniger als eine Stunde! Vom Hauptbahnhof fahren stündlich Züge nach Gransee, alle zwei Stunden halten sie auch in Dannenwalde. Für den Zug, der um 13.35 Uhr in Dannenwalde ankommt, organisieren wir einen Shuttle.
Mit dem
Fahrrad: Von
Dannenwalde erreicht man Zernikow auf dem Polzow Radweg gemütlich in 25 Minuten (acht Kilometer). Der Polzow Radweg ist die Verbindung zwischen dem Berlin–Kopenhagen Radweg und dem
Stechlinsee/Neuglobsow und Rheinsberg.
Mit dem Auto: Von Berlin auf der B96 bis zum Eingang von Gransee fahren, dann auf der L22 nach links über Großwoltersdorf nach Zernikow.